
Nur wenige Unternehmen werden 125 Jahre alt und behalten ihre Stärke und Innovationskraft. Der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH ist diese Leistung gelungen. Am 2. Mai feierte das kommunale Verkehrsunternehmen sein 125-jähriges Firmenjubiläum mit Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft in der Kulturscheue Hof Haulle in Bad Sassendorf.
Glückwünsche und Gratulationen überbrachten Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises und Markus Patzke, stellvertretender Landrat des Kreises Soest. Auf der Bühne blickten sie gemeinsam mit RLG-Geschäftsführer André Pieperjohanns und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Jürgen Wutschka zurück und nach vorne.
Die Geburtsstunde und damit der offizielle Betriebsbeginn der heutigen RLG datiert auf den 1. Mai 1898, als sich frühmorgens um 6.30 Uhr erstmals ein Dampfzug von Neheim über Ostönnen nach Soest und weiter über Oestinghausen bis Hovestadt in Bewegung setzte. Aus der Kleinbahn von damals entwickelte sich ein modernes, kommunales Verkehrsunternehmen, das Busverkehr mit differenzierten und bedarfsorientierten Nahverkehrsangeboten für die Menschen im Kreis Soest und im Hochsauerland anbietet.
Im Schienenverkehr betreibt die RLG heute mit zwei Loks Güterverkehr und unterhält knapp 42 Kilometer eigene Gleise. Mit fünf Mitarbeitenden befördert die RLG-Eisenbahn im Jahr rund 402.000 Tonnen. Dabei handelt es sich überwiegend um Steinkohle, Chemische Güter, Schrott, Stahl, Gas und Holz. Die RLG beschäftigt im Busbereich 208 Mitarbeitende und 6 Auszubildende. Mit 106 eigenen und 107 angemieteten Bussen werden jährlich rund 10,5 Mio. Fahrgäste befördert.
Landrat Dr. Schneider unterstrich, dass „der öffentliche Personennahverkehr in unseren Städten und Kreisen unverzichtbar ist für alle Menschen und dass er weiter gestärkt werden muss.“ Mobilitätsangebote mit Bussen und Bahnen seien eine wichtige Voraussetzung für die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung unsere Landkreise, betonte Dr. Schneider. In diesem Sinne habe die RLG in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Projekten wie beispielsweise dem erstmaligen Einsatz von Elektro-Kleinbussen in Winterberg und Medebach oder dem systematischen Ausbau von dynamischen Fahrgastinformationssystemen wichtige Weichenstellungen für den ÖPNV geleistet.
Auch der stellvertretende Landrat des Kreises Soest Markus Patzke würdigte die RLG als leistungsfähiges Nahverkehrsunternehmen. In seiner langen Geschichte habe das Unternehmen schon viele neue Ideen entwickelt und zu erfolgreichen Angeboten ausgebaut. Und diesen Weg möchte der Kreis Soest auch in Zukunft weiter mit der RLG gehen, „um unseren ehrgeizigen und notwendigen Klimaschutzzielen gerecht zu werden.“ Markus Patzke lobte auch die Rolle der RLG als Wirtschaftsfaktor und innovative Kraft bei der Einführung und Etablierung neuer Angebotsformen wie beispielweise On-Demand-Verkehren.
Bei der Jubiläumsveranstaltung dankte RLG-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Jürgen Wutschka allen Mitarbeitenden und dem Geschäftsführer André Pieperjohanns dafür, „ein traditionsreiches Unternehmen jung zu halten, sich den wirtschaftlichen Herausforderungen zu stellen und dabei alte Seh- und Denkgewohnheiten abzustreifen, sie zu hinterfragen und sich neuen Entwicklungen und Ideen zu öffnen.“ Insbesondere mit Blick auf die Ideen und Lösungen, die es braucht, um die Verkehrswende in Deutschland herbeizuführen, betonte Dr. Wutschka die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung im Nahverkehr. Dabei machte der Aufsichtsratsvorsitzende unmissverständlich klar, dass eine ausreichende Finanzierung erforderlich sei und sieht sowohl Land als auch Bund hier in der Pflicht, dafür die notwendigen Mittel bereit zu stellen.
Auf die Bedeutung der Mitarbeitenden für den unternehmerischen Erfolg der RLG lenkte Geschäftsführer André Pieperjohanns den Blick. „Ohne ihren unermüdlichen Einsatz wären wir heute nicht hier und ihnen gilt mein Dank“, so Pieperjohanns. Weiter versicherte der RLG-Geschäftsführer allen Gästen, darunter zahlreiche Anteilseigner: „Wir, die RLG, wollen als umfassend aufgestellter Mobilitätsdienstleister ein „Teil der Lösung“ sein. Die RLG soll einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrswende in unserer Region leisten und zur Erreichung der notwendigen Klimaziele beitragen.“
Wie eine Verkehrswende insbesondere im ländlichen Raum gelingen kann und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen thematisierte der zweite Teil der Jubiläumsveranstaltung. Prof. Sebastian Bamberg von der FH Bielefeld machte aus Sicht der Sozial- und Umweltpsychologie deutlich, welche Prozesse notwendig sind, um einen Wandel in der Mobilitätskultur herbeizuführen.
Eingerahmt von Videogrüßen langjähriger Wegbegleiter aus Politik und Wirtschaft erlebten die Jubiläumsgäste beim 125-jährigen Firmenjubiläum der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH einen interessanten und unterhaltsamen Nachmittag. Dabei wurde deutlich: Nahverkehr geht alle etwas an und ist auch nach 125 Jahren alles andere als langweilig. Im Gegenteil, das Beispiel der RLG zeigt, öffentlicher Nahverkehr in kommunaler Hand ist innovativ, zukunftsgewandt und #TeilderLösung.
